THF-Gebäude: Erster Check der Außenanlagen

03.11.2018
Gastbeitrag: Heike Aghte, THF.VISION

Berlin will den Flughafen Tempelhof für die Bevölkerung öffnen: Gut so, und wir von THF.VISION checken zusammen mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus, was dafür passieren müsste. Wir fangen bei den Außenanlagen an. Denn auch die gehören dazu.

Es ist Samstag Nachmittag. Ein ruhiger Herbsttag, sagt der Wetterbericht.
Unsere Tour beginnt am Torhaus. Genauer gesagt, sie beginnt mit Warten am Torhaus. Denn irgendjemand muss erst zur Toilette und kann keine finden. Wir verweisen ihn auf die Zollgarage, zu der eine Toilette gehört – doch die Zollgarage ist 200 Meter entfernt und die Toilette nicht leicht zu finden, und einen Schlüssel braucht man auch dafür. „Toiletten müssen her!“, lautet ein erster Eintrag auf den Notizzetteln, mit dem wir uns ausstaffiert haben, denn wir sind unterwegs beim Ortstermin.

Dann geht es los. Wir gehen aber nicht weit, denn quer über die Straße ragt eine Schranke. Nicht schlecht, um Menschen, die hier zu Fuß und mit dem Rad unterwegs sind, vor Autos zu schützen, doch warum ragt die Schranke fast über die gesamte Fahrbahnbreite, so dass man mit dem Rad, im Rollstuhl oder mit Gepäck (Flüchtlinge in Hangar 2!) nicht durchkommt? „Schranke kürzen!“ Schon gleich am Anfang des Ortstermins stehen zwei Forderungen, mit Ausrufezeichen!, auf dem Zettel.

Es folgt ein schöner Spaziergang. Wir genießen das sonnige Herbstwetter, das bunte Laub und die Wiese, die nach dem Hitzesommer wieder Grün zeigt. Links am Straßenrand kommt die Bushaltestelle mit etlichen wartenden Menschen in Sicht. Als wir nachsehen wollen, wie oft die Busse abfahren, hindert uns der hohe Zaun, der übrigens auf der ganzen Länge verläuft, am Blick auf den gedruckten Fahrplan. Immerhin ist kurz hinter der Haltestelle ein breites Tor – aber geschlossen. Weit und breit ist keine Möglichkeit, die Haltestelle zu erreichen! Natürlich wird eifrig geschrieben. „Tor bei Bushaltestelle muss immer auf sein.“ – „Alle 50 Meter Durchgänge in den Zaun.“ – „Zaun = Unsinn. Weg damit!“ Die Gespräche gehen noch weiter. „Hier ist so ein Autolärm, der verhunzt den ganzen Genuss. Drum muss Zaun bleiben, noch eine Lärmschutzwand davor, und er muss voll bewachsen werden, sonst bleibt das schrecklich.“ – „Nein, der Zaun muss weg! und stattdessen Pflanzen her. Und die Straße muss eine Busspur bekommen, für die anderen Fahrzeuge bleibt dann nur eine Spur und natürlich Tempo 30. Dann wird es auch leiser“ – „Genau, außerdem sollte es beim Torhaus noch eine zusätzliche Haltestelle geben, und ein richtig gutes ÖV-Angebot, so dass keiner mehr mit dem Auto zum THF kommt.“ – „Dann brauchen wir auch die riesigen Parkplätze da hinten nicht mehr!“ – „Sowieso nicht. Die sind jetzt schon viel zu groß, und meistens leer.“ – „Und was machen wir jetzt mit dem Lärmschutz? Sch… Autos.“ Es sieht so aus, als könnte die Mobilität ein wichtiges Thema werden.

Am östlichen Ende des Geländes treffen wir auf einen massiven Eisenzaun, der Assoziationen an Gefängnisgitter weckt. Muss der hier sein? Und dann gleich so massiv und abschreckend? Wir steigen auf einem kleinen Querweg ein paar Meter hügelaufwärts und stehen auf dem Dach der Garagen und Werkstätten, auf dem die Grünfläche angelegt wurde. Auch hier läuft ein breiter asphaltierter Weg, neben uns eine massive Mauer in halber Höhe, dahinter geht es 5 Meter in die Tiefe. Auch die alten Gleise sind noch da, auf denen früher Schweröl in das flughafeneigene Kraftwerk gefahren wurde.
Was könnte man alles mit dieser überbreiten, halbhohen Mauer machen! Klettern verbietet sich leider. Viel zu gefährlich. Aber ein Vorschlag findet großen Anklang: „Kräuter darauf anbauen!“ – Genau, in Kräuterkisten klettert auch niemand rum. Und sie sind gleich in der richtigen Höhe, perfekt zum Ernten. Es wird eifrig notiert. Überhaupt, die ganze Grünanlage könnte auch Brombeeren, Himbeeren und andere essbare Pflanzen vertragen. Und Sitzgelegenheiten gegenüber auf der Wiese – „ja sowieso, die gehören überall auf das Gelände!“. Man einigt sich, dass Sitzgruppen, in Runden gruppiert, optimal wären.

Der Weg zurück entlang der Mauer ist wieder asphaltlastig. Es gibt eine schöne Aussicht, leider auch auf die Straße, und der Verkehrslärm wirkt von hier oben fast noch lauter. Eigentlich würden wir jetzt gerne ganz hinuntersteigen und zu Hangar 1 gehen, dem Sport-, Kultur- und Begegnungshangar. Doch: Da geht gar nichts, keine Treppe zur unteren Ebene! Wer zu Hangar 1 will, muss weit zurücklaufen und dann auf der Autozufahrt nach unten. Ein riesen Umweg. Wir notieren. „Umweg ist eine Zumutung.“ – „Treppen von Grünanlagen zu unterer Straße bauen.“

Später kommt das Torhaus wieder in den Blick. Noch sind wir nicht dort, denn ein Parkplatz – kostenpflichtig, hier wird Geld verdient – liegt dazwischen. Er wirkt weit überdimensioniert, und er ist tatsächlich fast leer. Eigentlich ist er immer fast leer.
„Warum gibt es so wenig Fahrradständer auf dem Gelände, aber so viele Autostellplätze?“ Eine gute Frage. Der raffinierte Vorschlag, die Stellplätze nahe beim Gebäude zu Fahrradstellplätzen umzufunktionieren, wird allerdings sofort übertrumpft von der Idee: Hier schütten wir einfach Sand auf und machen einen Basketballplatz draus!

Das beflügelt uns für den Rest des Weges, der übrigens an einem kleinen, verschlossenen Häuschen vorbei (Duschen für die Basketballspieler, Ticketverkauf bei Basketball-Turnieren, Imbiss unter den Bäumen nebenan), einer schönen großen Wiese (Parties nach den Spielen), und dann durch eine Autoabfahrt und Tunnel (super für Siegesfeiern und Lichtinstallationen; Verbotsschild für Fußgänger und Fahrradfahrer muss weg, und es muss Tempo 20 gelten) bis zu Hof 1 führt (für den wir einen Handwerkerhof mit Lagerräumen für Recycling-Baumaterialien, und natürlich Abstellmöglichkeiten für Basketball- und Fußballtore einrichten). Zurück beim Torhaus lästern wir einmal mehr über die Schranke und geben noch verschiedenen Menschen Auskunft, die nach dem Weg fragen: Wo geht es denn zum Sporthangar? Gibt es hier keine Toilette? Wo geht es zu der Geschichtsausstellung? Wo gibt es hier denn die nächste Toilette? Also noch ein Eintrag: „Wegweisung!!!!!!!!“ Dann sind wir fertig und sammeln die Notizen ein. Die Forderungsliste wird lang, und vermutlich auch noch ausbaufähig!

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