Es ist der dritte Tag des Torhausfestes, ein paar junge Leute sitzen auf der Wiese und machen sich Gedanken über den weiteren Sommer. Ein Sommer der Aktivierung und der Entdeckung des Ortes ist geplant, denn durch eine Kombination aus THF:NEXT, MEHRWERTVOLL und MICAMOCA wurde das Projekt durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen sowie die Senatsverwaltung für Kultur und Europa nun ja doch noch gefördert.
Viele tolle Ideen sind für diesen Sommer geplant, aber der allerwichtigste Punkt für die nächsten Jahre ist und bleibt das Torhaus. So winzig es auch ist, so viele Menschen gehen täglich daran vorbei, bleiben stehen, stellen Fragen.
In Absprache mit der Verwaltung wurde eine kleine Tafel aufgestellt, auf welcher mit Kreide oder Tape täglich Einladungen an die Menschen geschrieben werden.
Das Torhaus strahlt. Bunte Sonnenschirme stehen davor. Selbstgebaute Sitz- und Liegemöbel. Eine Spülstraße zum Abwaschen. Eine Discokugel am Eingang. Es wirkt ein bisschen wie eine kleine Urlaubswelt fernab von Berlin.
In diesem ehemaligen Pförtnerhäuschen kommt das Wissen aller Akteure auf interssante Art und Weise zusammen. Es gehen Abgeordnete ein und aus, Initiativen und Mieter*innen, die Hausverwaltung Tempelhof Projekt GmbH, Mitglieder des Aufsichtsrates, des Beirates sowie des Arbeitsgremiums und natürlich viele interessierte Bürger*innen. Das Torhaus ist eine kleine Zentrale, in der alle Stränge zusammenlaufen.
Ein Teil des Torhaus-Teams ist heute vor den Workshops ausgestromert, um Mieter*innen zu besuchen und den Wissensspeicher WIR-SIND-THF gemeinsam mit ihnen zu füllen.
So bekamen heute zum Beispiel die Siegmund Freud Privat-Universität oder auch die Polizei Besuch und es stellte sich heraus, dass alle hier am Ort immer ziemlich hungrig sind. Es gibt keine Möglichkeit, sich etwas zum Mittagessen zu holen und der Platz der Luftbrücke ist für eine Pause einfach zu weit weg. Gut, dass wir mit dem Torhausfest auch hin und wieder einen Mieter*innen-Mittagstisch anbieten, was aber auf Dauer keine Lösung ist. Wir wollen in erster Linie alle Menschen des Ortes miteinander verknüpfen, aber das Thema Essen muss hier schnellstmöglich irgendwie gelöst werden. Vielleicht über das Food-Bike, welches die Initiative THF.Vision gerade gebaut hat?
16:00 Uhr pünktlich zum DIY SOUND HACKING Workshop trudeln interessierte Menschen auf der Wiese ein, die sich ein eigenes Effektgerät bauen wollen. Es wird verkabelt, gelötet, gepegelt und wie verrückt gefreut, wenn Töne aus den Geräten kamen.
18:00 Uhr wurden parallel dazu im Torhaus Gardinen aufgehängt und zugezogen, um das Beamerbild für die DIGITALE SELBSTVERTEIDIGUNG besser erkennen zu können. Wir wollten gern ein Foto machen, aber hatten vor lauter tollen Gästen vergessen, dass es in diesem Workshop ja um Datenschutz geht. Ein Foto wurde nicht genehmigt 🙂
Die Initiative THF.Vision trifft sich nebenan, im Hof der Tanzschule Traumtänzer, zum Aktiventreffen und verweilt vorher noch ein wenig am Torhaus. Ein kurzer Plausch darüber, was es Neues gibt und welche Steine irgendwie immer wieder in den Weg rollen, lässt sich immer einschieben. Der Austausch all dieser Menschen ist eine wichtige Grundlage, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Gemütlich klingt der Abend aus. Ist das Torhausfest überhaupt ein Festival? Irgendwie ja und irgendwie nein. Die vielen Workshops und Aktivitäten finden bis zum 23.06. sehr gebündelt statt. Aber eigentlich soll genau das danach noch lange weitergehen, vielleicht nicht täglich, aber regelmäßig. Denn es bringt kleine Gruppen thematisch vor Ort zusammen, es lässt all die Spaziergänger*innen auf ihrem Weg zum Feld aufmerksam inne halten und Fragen stellen und es bringt abends die jungen Berliner*innen zusammen, die bei Musik und Picknick auf der Wiese liegen und den Sommerabend genießen wollen. Vielleicht ist das Torhausfest ja eher eine Einweihungsfeier und all die belebten Momente werden hier schon bald zum Alltag.